Alles begann mit einem Eisbären. Natürlich keinem echten, sondern einem Plüsch-Eisbären, den der 5-jährige Felix geschenkt bekam. Das Stofftier war fast größer als er selbst. Der Eisbär wurde Felix‘ Lieblingstier. Jahre später, Felix war neun, sollte er in der Schule ein Referat zur Erderwärmung halten. Felix erfuhr, dass sein geliebter Eisbär bedroht war.
Aber nicht nur das: Auch die Menschen sind bedroht von der Klimakrise, las Felix. Er recherchierte weiter und las über Wangari Maathai, Kenianerin, erste Professorin Kenias. Die Frau, die in Ländern Afrikas in 30 Jahren 30 Millionen Bäume gepflanzt hatte, gemeinsam mit vielen anderen Frauen. Mit diesen Bäumen verschaffte sie nicht nur vielen Frauen erstmals eigenes Einkommen und schützte die Böden vor Erosion. Sie pflanzte so auch Kohlenstoffspeicher. Jeder Baum bindet CO2 aus der Atmosphäre.
Eine geniale Idee! Felix entwarf am Ende seines Referats eine Vision: „Lasst uns in jedem Land der Erde eine Million Bäume pflanzen!“ Das war 2007.Die Kinder hatten damals das Gefühl, die Rettung ihrer Zukunft nun selbst in die Hand nehmen zu müssen. Auf so vielen Klimakonferenzen hatten schon so viele Menschen so viele Stunden verhandelt. Und es wurde viel zu wenig für den Klimaschutz getan. Nicht mehr quatschen, Bäume pflanzen!, sagten sich die Kinder.
Heute ist Felix 21 und erinnert sich schmunzelnd daran, wie aus diesem Motto eine Kampagne wurde, die bis heute erfolgreich ist: Kinder halten prominenten Erwachsenen den Mund zu. „Am Anfang hatten wirklich viele von uns Zweifel: Dürfen wir das, Erwachsenen den Mund zuhalten? Aber wir haben uns einfach getraut, und es kam super an.“
Selbst der weltbekannte Schauspieler Harrison Ford ließ sich für die Kampagne fotografieren. Dass das zustande kam, war aber reiner Zufall. Felix war gemeinsam mit anderen Kindern auf der UN-Biodiversitätskonferenz in Nagoya, Japan, als plötzlich eine Gruppe Menschen an ihnen vorbeilief. Alle schienen einer Person zu folgen. Die Kinder dachten: Wer auch immer das ist, der muss wichtig sein. Kurzerhand liefen sie hinterher und fragten, ob er sich fotografieren ließe. Erst später fragten die Kinder einen Fotografen, wer dieser Mann sei – nun, Harrison Ford!
Wie viele Bäume hat unsere Erde?
„Stop talking, Start planting“ lautete der Kampagnen-Slogan. Und dazu hatten die Kinder ein ambitioniertes Ziel gesteckt: 1.000 Milliarden Bäume sollte die Menschheit pflanzen. Doch: Ist das realistisch? Wie viele Bäume wachsen auf der Welt? Tatsächlich konnte das lange niemand sagen. Es dauerte eine ganze Weile, bis wir Kinder einen Wissenschaftler gefunden hatten, der sich der Aufgabe annahm: Die Bäume der Welt zählen. Mit einem Team wertete er Satellitenbilder und Forstinventurdaten aus, und kam auf rund 3.000 Milliarden Bäume.
Diesen Wissenschaftler, Tom Crowther, ließ das Thema nicht mehr los. Er fand heraus, dass rund 600 Milliarden Bäume noch wachsen können, ohne in Konkurrenz zu Siedlungen und Landwirtschaft zu treten oder aufwändig in Wüsten aufforsten zu müssen. Weil bei globaler Aufforstung nicht jeder Baum überlebt, wollen wir Kinder und Jugendlichen von Plant-for-the-Planet die Menschheit zu viel mehr Bäumen motivieren: 1.000 Milliarden ist ihr Ziel. Die würden geschätzt Jahr für Jahr ein Viertel des menschgemachten, jährlichen CO2-Ausstoßes binden.
Das also können Bäume: Ein Viertel des menschengemachten CO2 binden und damit einen Zeitjoker geben im Kampf gegen die Klimakrise.
Legt die Welt in Kinderhände
Das Ziel der 1.000 Milliarden Bäume setzen Kinder 2011, als sie vor den Vereinten Nationen in New York sprechen. „Wir Kinder wollen über Wälder, Affen und Moskitos reden“, so beginnt Felix seine wichtigste Rede. Er ist gerade 13 Jahre alt, und vor dieser wichtigen Rede so nervös, dass er dann doch lieber in der Schule gewesen wäre. Doch er weiß, er hat hier eine riesige Chance zu erklären, worum es für uns Kinder geht. Er stellt die Frage, warum die Erwachsenen eigentlich nicht handeln, um die Zukunft der Kinder zu retten.
Die Antwort hat mit Affen zu tun: „Ein Freund gab uns diese Analogie: Wenn du einen Affen wählen lässt, ob er eine Banane jetzt will oder sechs Bananen später, dann wird er immer die eine Banane nehmen, die er sofort haben kann. Darauf basierend haben wir Kinder verstanden, dass wir uns nicht auf die Erwachsenen verlassen können. Wir müssen unsere Zukunft in unsere eigenen Hände nehmen.“. Und dass das Erfolg haben kann, daran glaubt Felix fest: „Ein Moskito kann nichts gegen ein Nashorn unternehmen. Aber 1000 Moskitos können ein Nashorn dazu bringen, die Richtung zu ändern.“